Leder - die grössten Mythen

 

Die letzten Wochen waren wunderbar abwechslungsreich. Wir durften MARAI auf verschiedenen Anlässen und Fachtagungen vorstellen und Einblicke geben in unsere lokale Produktion. Die vielen schönen Reaktionen geben uns Mut und Energie weiterzumachen, auch wenn uns manchmal ein starker Wind entgegen bläst. 

In den verschiedenen Gesprächen haben wir wieder einmal gemerkt, wie viele Missverständisse es gibt in Bezug auf die Herstellung von Leder. Und wie viele Menschen aufgrund dieser Missverständisse lieber zu einem „veganen Leder“ greifen in der Annahme, mit ihrer Handlung etwas Gutes zu tun für Mensch, Tier und Natur. Für unseren letzten Journal-Beitrag haben wir deshalb verschiedene Lederalternativen unter die Lupe genommen - aber wir bleiben dabei: Kunstleder sind keine nachhaltige Alternative zu echtem Leder. 
 
Wir möchten überhaupt nicht abstreiten, dass die Herstellung von Leder immer und überall unproblematisch ist. Die Herausforderungen in der globalen Lederindustrie sind mit ein Grund, weshalb MARAI ursprünglich entstanden ist. Doch es herrscht viel Unwissen in Bezug auf die Produktion von Leder, die dieses eigentlich wunderbare Material in schlechtes Licht rücken. Wir haben den bekanntesten Mythen einen Beitrag in unserem Journal gewidmet, und möchten an dieser Stelle den wohl meist gehörten Irrtum aufklären:

Dass Tiere werden für die Herstellung von Leder gehalten und getötet.

Nein, das stimmt nicht. Die Häute stammen zu 99% von Tieren aus der Fleisch- und Milchproduktion. Die meisten Tierhäute stammen von Rindern (69%), Schafen (13%), Ziegen (11%) und Schweinen (6%). Diese Häute sind eine wertvolle Ressource, und ob wir sie nun Neben- oder Abfallprodukt nennen: Es ist immer verantwortungsvoller, diese anfallenden Ressourcen zu nutzen anstatt sie zu verbrennen. Landwirt:innen verdienen nichts an der Haut, und Schlachthöfe wenige Franken, wenn überhaupt. 
Mit MARAI packen wir das Problem beim Kern: Wir konservieren die Felle und lassen sie lokal zu Leder verarbeiten. Damit diesem wunderbaren Material der Wert gegeben wird, der ihm gebührt.

Es braucht sehr viel Wasser für die Herstellung von Leder.

Wir lesen immer wieder, dass ein Quadratmeter Leder mehrere tausend Liter Wasser benötigt. Diese Zahl kommt zustande, indem das Wasser, das eine Kuh in ihrem Leben konsumiert (sei es durch Trinken oder Bewässern von Soja, Mais etc.), aufgerechnet wird. Dieses (Regen-)Wasser braucht die Kuh aber auch, wenn am Ende ihres Lebens ihre Haut entsorgt wird. Die Ziegen- und Schaffelle, die wir für unsere Produkte verwenden, werden ebenfalls entsorgt, wenn wir sie nicht zu Leder verarbeiten lassen.

Für die Herstellung von Leder werden durchschnittlich 120 Liter pro Quadratmeter verbraucht. Das Wasser wird gereinigt und wieder dem Kreislauf zugeführt.

Leder wird mit gesundheitsschädlichen Chemikalien hergestellt.

Ein Grossteil des Leders wird mit Chrom-III-Oxid gegerbt, das ein ungiftiges Pigment ist. Chromsalze sind nicht grundsätzlich gesundheitsschädlich. Wenn eine Gerberei vorschriftsmäßig arbeitet, ist die Gerbung mit Chrom völlig unproblematisch. Bei nicht fachgerechter Verarbeitung können die verwendeten Chrom-III-Salze Chrom-VI-Salze als Verunreinigungen enthalten. Chrom VI ist als krebserregend bekannt. Eine unsachgemässe Anwendung kommt insbesondere in armen Ländern vor, wo es keine Vorschriften gibt und der Preis regiert. Somit ist bei Leder aus solchen Produktionen immer Vorsicht geboten.

Lederproduzenten müssen – zumal hierzulande – alle wichtigen chemikalienrechtlichen Vorschriften hinsichtlich der Verwendung chemischer Substanzen einhalten. Chemikalien wie Quecksilber, Arsen, Phenol und Formaldehyd werden in der Gerbung nicht eingesetzt, auch wenn man dies immer wieder liest. Formaldehyd hat keine gerbende Wirkung.

Wichtig zu ergänzen: Auch wenn die Vorschriften sehr hoch sind, gibt es immer Betriebe, die diese nicht einhalten. Das passiert aber nicht nur bei der Herstellung von Leder – die Textilindustrie ist diesbezüglich nicht besser.

In der Herstellung von unserem Leder werden ausschliesslich pflanzliche Gerbstoffe und unbedenkliche Chemikalien eingesetzt. Es geht also auch anders.